Auf die Bühne

 

Auf die Bühne, fertig… los?

 

Wenn Hannah spielt, ist die Freude in ihren Augen mit den Händen greifbar. Die zierliche 23-Jährige mit den wilden Locken setzt dann auf ebenso wilde Mimik und die ganz großen Gesten. Sie springt und stampft und schimpft, bis jede Faser ihres Körpers in Bewegung ist. Diese Leidenschaft reißt augenblicklich mit.

Und diese Leidenschaft ist es, die uns dazu bewogen hat, Hannah ein Stück auf ihrem nicht immer ebenen Weg in die Schauspielerei zu begleiten. Das Theater ist ihre große Liebe. Mit ihr ist sie groß geworden und mit ihr will sie noch größer werden.

Angefangen hat es mit dem Verkleiden. Als Schülerin auf einer Waldorfschule hat Hannah dann Theater- und Bewegungspädagogik aus erster Hand erfahren, heute gibt sie ihr erlerntes Wissen an Kinder und Jugendliche in pädagogischen Projekten und Mitmach-Theatern weiter. Dazwischen lag eine private Ausbildung am Europäischen Theaterinstitut in Berlin-Mitte, die sie im vergangenen Jahr beendete. Nach einer Reiseauszeit führte es Hannah wieder zurück, auf die Bühnenbretter, in Kostüme und bedeutende Emotionen gekleidet. Zurück nach Hause.

Was ihr an der Bühne so gefällt? Vor allem die Unmittelbarkeit. Die Echtheit der Zuschauerreaktionen und der Gefühle, die ihr Spiel auslösen kann. Diese interaktive Energie beschwingt – anders als beim Film, bei dem der Applaus mit größerer Distanz einsetzt.

Distanz bekommt aber auch Hannah zu spüren. Denn das Geschäft ist hart. Da kann es mitunter vorkommen, dass die Schauspielkollegen die Ellenbogen ausfahren und das „große Ego-Getue“ von Regisseuren und gestandenen Darstellern nicht nur einschüchtert und abschreckt, sondern auch gewaltig an den Nerven zehrt. Jobs sind rar gesät, hart umkämpft und dazu nur selten lukrativ. Nicht wenige Schauspieler leben am Existenzminimum. Ein zweites Standbein und der Gang zum Jobcenter sind vor allem für Berufseinsteiger wie Hannah unvermeidbar.

Es fällt oft schwer, sich das einzugestehen. Und nicht aufzugeben. Wenn der Traum bereits am seidenen Faden hängt, bevor er überhaupt gesponnen ist, ist Charakterstärke gefragt. Hannah bleibt dennoch optimistisch. Ihre leuchtenden Augen blicken in eine ungewisse Zukunft – voller Freude an Verwandlung, Veränderung und Verbundenheit mit der Bühne.