Trendsport und Berlin: Das Schachboxen
Trends und Berlin gehören zusammen wie Strand und Meer. Spätestens seit Ende der 00er Jahre ist der „Berlin-Hipster“ jedem ein Begriff. Eifrig sucht er nach den latesten Trends in Mode und Lifestyle. Natürlich gehört der glutenfreie „Mandelmilch-Kaffee-Latte“ genauso dazu, wie die obligatorischen Sneakers oder ein Bindi auf der Stirn der feierwütigen Fashion Management Studentinnen. Viele dieser (manchmal etwas fragwürdigen Trends) sind schneller vorbei als jeder Pop Up Store in Mitte, andere bleiben und machen diese Stadt zu der, die sie heute ist.
Doch nicht nur in der Mode und in der Gastronomiekultur sind Trends anzufinden. Auch im Sport, der heute im Berliner Lifestyle Repertoire eine feste Instanz darstellt. So gibts in Berlin mittlerweile über 270 Fitnessstudios, wobei es trotzdem schwer ist zu Stoßzeiten, ein freies Gerät zu ergattern. Über die Kurse reden wir lieber erst gar nicht…
Wem bloßes Abstrampeln im Fitnessstudio zu langweilig ist, für den gibt es weit aus trendigere Sportarten. Schon mal was von Quidditsch auf dem Tempelhofer Feld gehört? Das ist vielleicht doch zu exotisch? Na dann vielleicht doch lieber eine Runde Power Yoga mit angrenzender Weizengras Smoothie Bar! Für die richtig Harten mit Köpfchen empfehlen wir Schachboxen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Schachboxen ist eine Mischung aus Schachwettbewerb und Boxkampf über mehrere Runden. Dieser relativ junge Sport, erfunden wurde er 2003 von einem Niederländer, fand vor allem in Berlin schnell Anklang.
Der Chess Boxing Club Berlin e.V. ist der älteste der Welt. 2004 gegründet waren es die Berliner, die diesen Trend versuchten großzuziehen und ihn als Wettkampfsport zu etablieren. Der klassische Schachboxkampf erfolgt über elf Runden, sechs im Schach und fünf im Boxen. Drei Minuten sind diese jeweils lang oder kurz. Gespielt und geboxt wird im Wechsel. Der Kampf startet mit Schach und endet auch so. Die Schachpartie wird fortgesetzt, sodass ein Schachspiel zwar durch das Boxen unterbrochen wird, jedoch insgesamt eine 18-minütige Partie ergibt.
Die Kenner unter euch wissen wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Schnellschachpartie handelt! Zum Gewinnen braucht es einen starken Arm oder Grips: ein Knockout, technisches KO oder Schachmatt sind alles Möglichkeiten, ruhmreich zu siegen. Natürlich gehts auch einfacher, nämlich doch Aufgabe oder Disqualifikation des Gegners, darauf sollte sich jedoch nicht verlassen werden. Wie bei jeder anderen zünftigen Sportart gibt es auch Weltmeisterschaften im Schachboxen. Wie beim herkömmlichen Boxen gibt es dabei Sieger in vielerlei Gewichtsklassen (Leicht-, Mittel-, Halbschwer- und Schwergewicht). Einen solchen Titel zu gewinnen, ist dabei der Traum vieler Schachboxer, denn damit wird nicht nur bewiesen, der Stärkste und Ausdauerndste zu sein, sondern auch der zu sein, der trotz einiger Schläge gegen den Kopf, weiterhin logisch denken kann.
Aber seht selbst: Schachboxen aus Mitte!