Jammerst du noch?
Oder (er)lebst du schon?

 

schmecken_birne

 

Man kennt es ja: Alle meinen „keine Zeit“ zu haben, vor allem für Freizeit, für Entspannung – Zeit zum sogenannten „Nichtstun“. Man fühlt sich schlecht, wenn man doch mal zu lange auf dem Weg zwischen Uni und Zuhause gebummelt oder sich bei einem guten und ausschweifenden Gespräch festgequatscht hat und sich doch noch ein Bier bestellt, obwohl man dann morgen doch mal endlich mit der Hausarbeit anfangen müsste, damit die endlich fertig wird und einem damit vor allem die Erlaubnis eingeräumt wird, die ja auch noch ausstehende Bachelorarbeit so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen – es muss ja schließlich immer vorangehen. Und warum klappt es eigentlich nicht mit der festen Beziehung? Bin ich zu langweilig und andere besser? Keiner kommentiert meinen Post bei Facebook, also doch uninteressant, verdammt. Und ja, mein Mitbewohner nervt mich, aber puh, der momentane Wohnungsmarkt in Berlin, für sowas hab ich doch jetzt keine Zeit und keine Nerven, denn außerdem…etc. etc. – Wo ist dafür eigentlich dieser „Dislike-Button“?

 

Das ist nur ein kleiner Auszug aus den täglichen Problemen Jugendlicher in Berlin, welche wir momentan beobachten, unter Freunden, Bekannten oder bei mitgehörten Gesprächen in der U-Bahn. Normale Probleme, sie gehören zum Alltag dazu, aber manche könnten wir doch einfach ausblenden oder weniger ernst nehmen und schon würde es uns etwas besser gehen, oder? Leben ist mehr als dieser ganze Bullshit, dennoch blockieren wir uns manchmal damit zu sehr, um die kleinen Dinge schätzen zu können – wir verlernen das Erleben.
Wir wollen in unserem Projekt an die gelegentliche „Fokusverschiebung“ im Alltag appellieren.
Unter dem Motto: Wie offen ist Berlin gegenüber passiven Momenten, die einfach so um einen herum passieren, ohne dass wir etwas dafür gemacht haben. Die Stadt bietet doch so viele kleine fantastisch belanglose Momente, die einen zur Ablenkung einladen und man sich lieber über so etwas Gedanken machen könnte, statt über ein womöglich selbst konstruiertes Problem, wie „Was esse ich jetzt cooles, dass ich es dann fotografieren und anschließend via Instagram hochladen kann, damit mein Schwarm es liked und mich womöglich interessanter findet“.
Unser Motiv ist, dass wir anraten wollen den Fokus öfter zu verschieben, mal woanders hinzuschauen, statt immer nur nach vorn gerichtet und eine gelegentliche Stagnation zu akzeptieren, da man trotzdem Neues und Anderes entdecken kann. Man kann sich doch einfach mal Gedanken um Anderes machen, statt ständig in seinem eigenen individuellen Meer aus großen und kleinen Problemchen herumzudümpeln. Aus kleinen Dingen Kraft und neue Energie und vielleicht sogar Denkweisen schöpfen – oder einfach mal das Nichtstun beobachten, das Handy oder den Laptop beiseite legen und genießen.


Jasmin Sapjatzer & Franziska Sahr